Warum das Wachstum der Elektrofahrzeuge ohne einen intelligenten Ausbau der Ladeinfrastruktur ins Stocken geraten könnte – und wie die Branche darauf reagiert.
Die Zulassungszahlen für Elektrofahrzeuge steigen weiter – über 25 % aller Neuzulassungen in Deutschland sind inzwischen vollelektrisch. Die Auswahl an Modellen ist größer denn je, von günstigen Stadtflitzern bis hin zu Premium-SUVs. Die Begeisterung für E-Autos wächst – aber mit ihr auch der Druck auf die Infrastruktur.
Denn während Fahrzeuge zunehmend ausgereift sind, wird immer deutlicher: Der Flaschenhals liegt nicht bei der Technik im Auto, sondern beim Stromanschluss draußen.
Das größte Problem: Lademöglichkeiten im Alltag
Ein Blick auf die Realität vieler Nutzer zeigt: Wer zu Hause laden kann, hat Glück. Aber ein erheblicher Teil der Bevölkerung lebt in Mietwohnungen, hat keinen eigenen Stellplatz oder ist beruflich viel unterwegs. Für diese Menschen sind öffentliche Ladesäulen unverzichtbar.
Doch genau hier beginnt das Problem: Ladepunkte sind in vielen Regionen Mangelware. Besonders in ländlichen Gebieten, aber auch in dicht besiedelten Stadtvierteln fehlen geeignete Plätze. Schnelllader sind rar – und nicht selten defekt, belegt oder schwer auffindbar.
Wo steht der Ausbau?
Laut der Bundesnetzagentur gibt es derzeit rund 127.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland. Das klingt viel – reicht aber nicht, wenn die Zahl der E-Autos in den kommenden Jahren weiter so stark wächst.
Positiv: Der Bund investiert weiter stark, unter anderem über das „Deutschlandnetz“ – ein Projekt, das 9.000 neue Schnellladestandorte bis 2026 vorsieht. Auch das KfW-Programm zur Förderung von Ladepunkten für Unternehmen und Kommunen läuft weiterhin.
Doch: Viele Projekte scheitern an langen Genehmigungsprozessen, mangelnder Netzverfügbarkeit oder zu hohen Investitionskosten.
Neue Lösungsansätze – und neue Verantwortung
Innovative Ansätze zeigen, wohin die Reise gehen kann:
- Schnellladehubs an Autobahnen, Bahnhöfen und Supermärkten
- PV-gestützte Ladestationen mit Batteriespeicher zur Netzentlastung
- Intelligente Ladesysteme, die Strom dann liefern, wenn er günstig und verfügbar ist
- Mobile Ladelösungen für Events, Baustellen oder temporäre Standorte
Gleichzeitig geraten immer mehr Akteure in die Pflicht: Städte und Gemeinden müssen Ladesäulen in die Bauleitplanung integrieren, Unternehmen ihre Flotten umrüsten und Ladepunkte bereitstellen – und Netzbetreiber brauchen Konzepte, um Engpässe zu vermeiden.
Ausblick: Von der Ladesäule zum Energiesystem
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist nicht mehr nur ein verkehrspolitisches Projekt, sondern Teil der Energiewende. Elektroautos werden zunehmend als mobile Stromspeicher verstanden. In Zukunft könnten sie Strom zurück ins Netz einspeisen, Netzschwankungen abfangen und die Integration erneuerbarer Energien unterstützen.
Doch damit das gelingt, braucht es mehr als Technik: Es braucht Standards, politische Klarheit – und eine gemeinsame Vision von Mobilität und Energieversorgung der Zukunft.